Volkskommune

Volkskommune
Vọlks|kom|mu|ne, die:
ländliche Verwaltungseinheit in China, die (bes. landwirtschaftlich) kollektiv organisiert ist.

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Volkskommune,
 
die 1958 in der Volksrepublik China geschaffene »gesamtgesellschaftliche Organisationsform«; vorwiegend durch Agrar- und Produktionsgroßkollektive realisiert. Die Volkskommunen wurden im Rahmen der von Mao Zedong initiierten Politik der »Drei Roten Banner«, insbesondere im Zusammenhang mit dem Großen Sprung nach vorn, im ganzen Land gebildet (die erste unter dem Namen »Weixing« [»Sputnik«] am 29. 4. 1958) und sollten die gesellschaftliche Basiseinheit beim Übergang zum Kommunismus verkörpern. Es gab vier Grundtypen: die am weitesten verbreitete landwirtschaftliche Volkskommune (meist mit einer Großgemeinde identisch), die landwirtschaftliche Großvolkskommune auf Landkreisebene, die städtische Volkskommune eines Wohnbezirks und die städtische Volkskommune auf der Grundlage einer oder mehrerer Fabriken. Eine landwirtschaftliche Volkskommune fasste jeweils 25-30 landwirtschaftliche Kooperativen zusammen und war in Produktionsbrigaden (120-150 Haushalte) sowie Produktionsgruppen (10-15 Familien) untergliedert; sie vereinte lokale Wirtschaft, Kommuneleitung und öffentliche Verwaltung. Ende 1958 waren (nach offiziellen Angaben) 99 % der Landbevölkerung in 26 578 Volkskommunen zusammengeschlossen (durchschnittlichen Größe etwa 4 700 Haushalte). In den Volkskommunen wurde nahezu der gesamte bewegliche Besitz ihrer Mitglieder vergesellschaftet; die Arbeit war nach militärähnlichen Prinzipien organisiert (Einteilung der Arbeitskräfte z. B. in »Arbeitsregimenter«) und das persönliche Leben weitgehend durch das Kollektiv reglementiert (kasernenartige Unterbringung der Bevölkerung, Erziehung der Kinder in Heimschulen, kostenlose Verpflegung in Großkantinen). Entlohnung oder Versorgung der Mitglieder erfolgten etwa je zur Hälfte nach dem Bedürfnis- und Leistungsprinzip. Mit der auf diese Weise formierten »Produktionsarmee« erstrebte die KP-Führung eine sprunghafte Steigerung des Getreideertrages und der Stahlproduktion (Kampagne zum massenhaften Bau primitiver Schmelzöfen) sowie eine Realisierung von Großprojekten (Bewässerungssysteme u. Ä.). Darüber hinaus sollte das traditionell fest gefügte chinesische Familiensystem beseitigt werden. Als die überstürzte, radikale Einführung der Volkskommunen auf wachsenden Widerstand der Bauern stieß und maßgeblich die Wirtschaftskrise sowie eine schwere Hungersnot Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre mitverursachte, wurde das System zunächst stark gelockert und dezentralisiert, Anfang der 80er-Jahre de facto aufgelöst.

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Vọlks|kom|mu|ne, die: ländliche Verwaltungseinheit in China, die (bes. landwirtschaftlich) kollektiv organisiert ist.

Universal-Lexikon. 2012.

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